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Cannabis

Allgemeine Verkehrskontrolle unter Cannabiseinfluss

Hier ist ein junger Mann zu sehen, wie er mit einer Hand das Steuer eines Autos hält. Eine allgemeine Verkehrskontrolle kann auf der Straße jederzeit stattfinden.

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der Cannabibliothek

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Allgemeine Verkehrskontrollen finden vermehrt an Wochenenden und an Feiertagen statt. Die Polizei möchte mit diesen Kontrollen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Denn es kommt leider immer wieder vor, dass Leute sich unter aktivem Drogeneinfluss hinter ein Steuer setzen und Auto fahren, obwohl sie dazu eigentlich gar nicht in der Lage wären. Bekifft, betrunken oder Ähnliches sollte man ohnehin niemals ein Auto, einen Roller oder andere Verkehrsmittel steuern. Die Gefahr, sich und andere zu verletzen, ist einfach zu groß. Du solltest dich also grundsätzlich hinterfragen, ob du wirklich in der Lage bist, ein Auto sicher zu steuern, selbst wenn der Konsum schon einige Stunden her ist.

Doch selbst wenn du komplett nüchtern bist und der Konsum schon Stunden oder sogar Tage her ist, setzt zu deinem Führerschein mit jeder Fahrt aufs Spiel. Denn THC ist leider sehr lange nachweisbar und der aktuelle Grenzwert für THC im Blut sehr gering. Doch wie verhältst du dich am besten bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle, wenn du vor Kurzem Cannabis konsumiert hast?

Der THC Grenzwert

THC stecht auf einem Blatt und wird mit einer Lupe beleuchtet. Auch die Nebenwirkungen von THC sollten beleuchtet werden.Derzeit wird in der Regierung darüber diskutiert, den THC-Grenzwert bei Verkehrsteilnehmern anzupassen. Dies forderten Fachleute für Verkehrssicherheit und Verkehrsrecht Anfang August 2022 auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag. Denn der aktuelle Grenzwert liegt bei 1,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blut. Klingt wenig? Ist es auch! Denn 1,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blut kann man auch erreichen, wenn der Konsum schon einige Tage her ist. Doch ein aktualisierter Grenzwert ist bereits in der Ausarbeitung

Also selbst, wenn man komplett nüchtern Auto fährt, setzt man seinen Führerschein aufs Spiel, wenn man ein paar Tage zuvor Cannabis konsumiert hat. Das ist natürlich sehr ungerecht und ein großes Problem am Cannabiskonsum-der Rausch vergeht, aber die Nachweisbarkeit hält lange an.

Sofortiger Führerscheinverlust durch THC im Blut?

Wenn du in eine allgemeine Verkehrskontrolle gerätst, musst du nicht gleich befürchten, deinen Führerschein zu verlieren, falls es zu einem Drogentest kommt. Bei den modernen Tests wird meist der THC-COOH Wert gemessen. Denn dieser Wert gibt den Beamt*innen Aufschluss darüber, wie aktiv dein Cannabiseinfluss ist. Bei einem THC-COOH Wert, der auf einen einmaligen Konsum hindeutet, kann davon ausgegangen werden, dass außer einer Geldstrafe nicht viel passiert. Selbst bei Gelegenheitskonsumenten kommt es zu einer Geldstrafe und vielleicht einem Fahrverbot.

Schlecht sieht es dafür aus, wenn ein regelmäßiger Konsum festgestellt wird. Dann ist der Führerschein auf jeden Fall für längere Zeit weg und du musst eine MPU machen. Natürlich kommt es bei dem Urteil auf die Umstände an, z.B. welcher Richter zuständig ist usw.

Für genauere Informationen zu diesem Thema, lies dir den Beitrag „kein Führerscheinentzug durch Cannabiskonsum“ durch.

THC-Carbonsäure, was ist das?

Wenn der Körper anfängt, das THC zu verstoffwechseln, entsteht THC-Carbonsäure (THC-COOH), ein sogenanntes Metabolit. Diese ist zwar völlig unwirksam, aber ein klares Indiz dafür, dass THC konsumiert wurde. In den meisten modernen Drogentests wird nach diesem Carboxy-THC gesucht und nicht nach THC selbst. Und an der Menge des Carboxy-THC´s kann festgestellt werden, ob der Konsum einmalig war oder ob dieser gelegentlich oder sogar regelmäßig ist.

Wie lange ist THC nachweisbar?

Es gibt einige Richtwerte dafür, wie lange THC im Blut, Urin oder Speichel nachgewiesen werden kann. Tatsächlich hängt die Nachweisbarkeit von verschiedenen Faktoren ab:

  • war es ein einmaliger Konsum, oder findet regelmäßig Konsum statt
  • die Menge, die konsumiert wurde
  • der zeitliche Abstand zwischen Konsum und Test
  • Nachweisgrenze des Testverfahrens (Cut-off-Wert)
  • individueller Abbau von THC-das bedeutet, dass jeder Organismus Cannabis unterschiedlich schnell bzw. langsam abbaut. Deswegen bietet die folgende Tabelle nur einen Richtwert.

Die Fettlöslichkeit von THC ist der Grund dafür, dass es so lange nachgewiesen werden kann. Das THC bzw. das Carboxy-THC lagert sich in den Fettzellen an und wird im Körperfett gespeichert. Es löst sich in wässrigen Flüssigkeiten, wie Blut, nur schwer auf und ist deswegen sehr lange darin enthalten. 

 

Nach­weisbar­keit von THC bzw. THC-COOH in: ein­ma­liger Kon­sum ge­le­gent­licher Kon­sum re­gel­mäßiger Kon­sum
Speichel we­ni­ger als 24 Stun­den we­ni­ger als 24 Stun­den we­ni­ger als 24 Stun­den
Urin 2 bis 3 Tage (THC-COOH) 2 bis 4 Ta­ge (THC-COOH) 5 bis 14 Ta­ge (THC-COOH); bei regelmäßigem Konsum 2 Wo­chen bis 3 Mo­na­te
Blut 6 bis 24 Stun­den (THC)
2 bis 3 Ta­ge (THC-COOH)
mehr als 24 Stun­den (THC) meh­re­re Ta­ge (THC-COOH)
Haare ab­hän­gig von der Haar­länge ab­hän­gig von der Haar­länge abhängig von der Haar­länge

 

das Blaulicht eines Polizeiwagens ist zu sehen. Vielleicht das Zeichen für eine allgemeine Verkehrskontrolle
Keine Panik bei Verkehrskontrollen. Foto: Max Fleischmann auf Unsplash

 

Allgemeine Verkehrskontrolle-Verhalten, Rechte und Pflichten

Im Allgemeinen ist es wichtig, wenn du in eine allgemeine Verkehrskontrolle gerätst, erst einmal ruhig und freundlich zu bleiben, auch dann, wenn du unter Cannabiseinfluss stehst. Es gibt sehr wohl freundliche Polizist*innen, die nicht darauf aus sind, Freizeitkonsument*innen um ihren Führerschein zu bringen. Versuche also freundlich und höflich zu bleiben und mit der Polizei zu kooperieren. Es gibt einige Punkte, die dir die Verkehrskontrolle vereinfachen und einige Punkte, die du wissen solltest.

  1. Solltest du hinter dir das „Stopp“- Zeichen der Polizei sehen, bist du dazu verpflichtet anzuhalten. Halte also bei der nächsten Gelegenheit an, zügig und sicher.
  2. Die allgemeine Verkehrskontrolle beginnt zuerst damit, dass die Polizist*innen deine Identität überprüfen. Du musst dich also ausweisen können. Bewahre deinen Führerschein und die Fahrzeugpapiere in greifbarer Nähe auf. Wenn du erst nach den Dokumenten suchen musst, wirst du sicherlich nervös. Und nervöses Verhalten wie Zittern, eine stottrige Aussprache oder ein trockener Mund könnten auf die Polizei wie Nebenwirkungen von Drogenkonsum bzw. von Cannabiseinfluss wirken.
  3. Platziere den Verbandskasten, das Warndreieck und die Warnweste so, dass du das alles schnell zur Hand hast. Denn die Polizei hat das Recht zu kontrollieren, ob du mit diesen Dingen ausgestattet bist.
  4. Des Weiteren haben sie aber nicht das Recht, deine Taschen, das Fahrzeug oder dein Handy zu durchsuchen. Dafür brauchen sie einen richterlichen Beschluss.
  5. Sei freundlich und spreche ruhig und bestimmt mit den Polizist*innen. Du musst aber keine Fragen beantworten. Du hast das Recht, zu schweigen oder die Aussage zu verweigern. Bei manchen Fragen ist es aber sinnvoll zu antworten und mit der Polizei zu kooperieren, dann hat die allgemeine Verkehrskontrolle evtl. ein schnelles Ende. Wenn dich die Beamt*innen z.B. fragen, wo du herkommst oder wo du hin willst, dann beantworte diese Fragen, ohne dich zu belasten. Wenn sie dich allerdings fragen, ob du Vorstrafen hast oder ob du unter Cannabiseinfluss stehst, dann kannst du mit einer Gegenfrage antworten oder der Frage ausweichen, wie z.B. „wie kommen Sie darauf? Gibt es einen Grund, dass Sie mir diese Fragen stellen?“. Du hast prinzipiell das Recht, die Polizei straffrei anzulügen. Wenn sie dich aber fragen, ob du Vorstrafen hast und du sagst nein, dann kann das ein schlechtes Bild auf dich werfen, falls die Polizei das überprüft und sie deine Lügen enttarnen.
  6. Beantworte die Fragen also so, dass du dich selbst nicht belastest. Wenn du keine Vorstrafen hast wegen Drogenmissbrauch und sie fragen dich, ob du schon mal Kontakt zu Drogen hattest, dann sage am besten nein oder weiche der Frage aus.
  7. Drogentest: du bist nicht dazu verpflichtet, einen Drogenschnelltest durchzuführen. Schnelltests wie Urintest, Bluttest, Speicheltest kannst du verweigern. Wenn einer der Schnelltests nämlich positiv ausfällt, ordnen die Beamt*innen einen Bluttest an. Und es ist leider deine Pflicht, diesen dann durchführen zu lassen. Aber erst, wenn es einen positiven Schnelltest oder einen Anhaltspunkt (auffälliges Fahren) für einen Bluttest gibt. Stimme niemals freiwillig einem Bluttest zu. Zur Information: das Ergebnis des Bluttests gilt als Beweismittel vor Gericht, die Ergebnisse von Urintest usw. nicht.
  8. Im Urin ist THC bzw. THC-COOH länger nachweisbar als im Blut. Wenn du unter Cannabiseinfluss stehst (der Konsum ist evtl. schon einige Tage her), kann das im Urin nachgewiesen werden, aber im Blut evtl. nicht mehr, zumindest bei Gelegenheitskonsument*innen. Wenn du einen Urintest verweigerst, muss es nicht zwingend zu einem Bluttest kommen. Aber mit einem positiven Urintest schaffst du auf jeden Fall einen Tatverdacht und einen Grund für einen Bluttest.
  9. Einen Bluttest dürfen die Polizist*innen nämlich nur unter richterlicher Anordnung durchführen. Wenn du nicht den Anschein erweckst unter Drogeneinfluss zu stehen und keine Verkehrswidrigkeit vorliegt, gibt es für diesen Bluttest auch keinen Grund.
  10. Auch „Fahrtauglichkeitstests“ wie auf  einer Linie laufen oder das ABC rückwärts aufsagen kannst du verweigern und das solltest du auch. Bei diesen Tests schneidet eigentlich niemand gut ab. Und wenn du bei diesen Tests scheiterst, schaffst du einen Anfangsverdacht und somit einen Grund, um eine Blutprobe anzuordnen.
  11. Ganz wichtig: unterschreibe nichts! Ist die allgemeine Verkehrskontrolle beendet, gibt es keinen Grund ein Dokument zu unterschreiben, also mache das auch nicht. Denn alles was du unterschreibst, z.B. dass du unter Cannabiseinfluss standest, kann als Beweis gegen dich verwendet werden.

Weitere Informationen zu dem Thema Bußgeld, findest du unter diesem Link.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man mit den Polizist*innen ein freundliches Gespräch führt oder Interesse an ihrer Arbeit zeigt, dass so eine allgemeine Verkehrskontrolle schnell beendet ist. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man nicht fahrauffällig ist, oder so wirkt, als stünde man unter Drogen. Wenn sie dich fragen, warum du einen Drogenschnelltest abschlägst, wenn du keine Drogen konsumierst, dann hättest du nichts zu befürchten, dann kannst du z.B. sagen, dass du dich damit unwohl fühlst.

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