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Cannabis

Terpene. Wichtige Bausteine in der Cannabismedizin

Auf dem Bild sind Lavendelblüten zu sehen, ein Cannabisblatt und eine Cannabisblüte. Diese Pflanzenteile verdanken ihren typischen Duft den Terpenen.

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der Cannabibliothek

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Wer Cannabis und dessen Wirkung wirklich verstehen möchte, oder aus medizinischen Gründen sogar muss, sollte sich unbedingt mit dem Thema Terpene beschäftigen. Denn die Wirkung der einzelnen Cannabissorten geht weit darüber hinaus, ob es eine Sativa oder Indica Sorte ist. Durch die intensive Forschung an der begehrten Pflanze konnte die Wissenschaft herausfinden, dass die Kategorisierung in die Ursorten tatsächlich wenig darüber aussagt, wie die Pflanze nach dem Konsum wirkt. Viel wichtiger sind das Vorkommen und die Konzentration der Phytochemikalien, also der Terpene und Co.

In diesem Beitrag lernst du, was Terpene sind, warum sie für die Medizin so eine wichtige Rolle spielen und wie die bekanntesten dieser chemischen Verbindungen wirken. 

Was sind Terpene?

ein schönes sattes grünes Cannabisblatt ist zu sehen.
Cannabisblatt

Terpene sind Phytochemikalien, welche von der Cannabispflanze selbst gebildet werden. Die Produktion und Lagerung dieser Phytochemikalien findet in den Trichomen statt, die sich wiederum auf den Blüten und Blätter der Cannabispflanze befinden. Im besten Fall sind die Blüten über und über voll mit den harzigen und klebrigen Trichomköpfen, was für einen glitzernden und vereisten Effekt sorgt. Diese Phytochemikalien sind die natürlichen Abwehrstoffe der Cannabispflanze. Durch ihre Beschaffenheit und ihren Duft ziehen sie nützliche Insekten an, wehren Fressfeinde und Schädlinge ab und schützen die Pflanze vor UV-Strahlen und Krankheiten.

 

Phytochemikalien, die in den Trichomen gebildet werden: 

  • Cannabinoide wie THC, CBD usw.
  • Flavonoide
  • Thiole
  • Ester
  • Thiloate
  • Terpene

Die Phytochemikalien und deren Zusammenspiel sind für die unterschiedlichen Wirkungsweisen der Cannabispflanze verantwortlich.

Das Endocannabinoidsystem

Um zu verstehen, warum Terpene und das Wissen über sie so wichtig sind, muss man erst einmal verstehen, wie die Cannabispflanze im menschlichen Körper wirkt. Die Forschungsergebnisse dazu gibt es erst seit knapp 50 Jahren. In den 1980er-Jahren wurde nämlich das Endocannabinoidsystem entdeckt.

Das Endocannabinoidsystem und dessen Wirkung

Das Endocannabinoidsystem besteht aus einem Netz von Rezeptoren, das unseren ganzen Körper durchzieht. Dieses überaus vielschichtige, multifunktionale Regulationssystem ist in allen komplexen Lebewesen vorhanden, sowohl im Fisch als auch im Mensch. Es unterstützt und reguliert verschiedene Funktionen wie das Gedächtnis, die Verdauung, Motorik, Immunreaktionen, den Appetit, Schmerzempfinden, Blutdruck, Knochenwachstum usw.

Derzeit sind zwei Rezeptoren in dem Endocannabinoidsystem bekannt, die CB1 und CB2 Rezeptoren. An diese Rezeptoren docken die Cannabinoide wie THC oder CBD an und setzen dadurch verschiedene Vorgänge im Körper in Gang. Auch die Terpene interagieren mit diesen Rezeptoren und können somit für unterschiedliche endogenen Wirkungen sorgen.

Einen ausführlichen Bericht über das Endocannabinoidsystem findest du in diesem Beitrag. 

Das bedeutet, dass der Körper auf die verschiedenen Cannabissorten unterschiedlich reagiert, je nachdem welche Art der Phytochemikalien sich darin befinden. Auch die Konzentration der Stoffe spielt dabei eine bedeutende Rolle. THC hat insbesondere einen psychoaktiven Effekt. Aber nicht jede THC-haltige Sorte wirkt gleichermaßen. Ausschlaggebend ist, welche weiteren Cannabinoide und Terpene sich in der Sorte befinden. Sie beeinflusst unter anderem den Effekt des THC’s.

Die Wirkung von Terpenen

Cannabis hat einen sehr eigenen Geruch, mit einem hohen Wiedererkennungswert, der die Pflanze von anderen Pflanzensorten eindeutig unterscheidet. Dieser Geruch wird von den Duftstoffen der Pflanze, von den Terpenen, auch Terpenoiden genannt, erzeugt. Sie sind das Parfum der Pflanzenwelt. Denn, Terpene befinden sich nicht nur in der Cannabispflanze. Sie sorgen für den typischen Geruch und Geschmack von Zitrone, Nelken, Zimt, Chili, Nadelhölzern, Hopfen, Lavendel, Pfeffer und all den anderen Gerüchen, die in Früchten, Gemüse und Pflanzen vorkommen. Das bedeutet, wir konsumieren täglich eine Vielzahl dieser unterschiedlichen natürlichen Duftstoffe.

Die Cannabispflanze produziert mehr als 200 (insgesamt wurden bis jetzt bis zu 30 000 Terpenoide identifiziert) dieser duftenden Stoffe. Welche und wie viele, ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich. Terpene sind recht flüchtig, wie die Cannabinoide fettlösend und wasserabweisend, und gehen bei unsachgemäßer Lagerung der getrockneten Blüten schnell verloren. Das gilt es zu vermeiden, denn sie haben eine wichtige Rolle.

Warum sind Terpene so wichtig?

Wie oben bereits beschrieben, interagieren Terpenoide ebenfalls mit einer Vielzahl von Rezeptoren im menschlichen Körper und sorgen damit für unterschiedliche Effekte und Reaktionen, aber sie treten auch mit den Cannabinoiden in Synergie und sorgen somit für den Entourage-Effekt.

Ein Beispiel:
Eine Cannabissorte wie beispielsweise AK 47 kann dieselben Cannabinoide in derselben Konzentration vorweisen wie eine andere Sorte. Sie haben beide 20 % THC und 3 % CBD. Aber sie wirken dennoch unterschiedlich. Wie ist das möglich? Die Antwort ist, durch das Terpenenprofil. Die Terpenoide haben ganz unterschiedliche Wirkungsweisen und können die Wirkung der Cannabinoide beeinflussen. Aber auch umgekehrt. Denn Cannabinoide können die Fähigkeit der Terpene, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, stärken, indem sie die Membrandurchlässigkeit verbessern.

Und daher ist es für cannabisbasierte Medikamente essentiell wichtig, das Terpenenprofil zu beachten und nicht alleine das Cannabinoidprofil. Neben der Beachtung der beiden Profile ist es aber auch wichtig zu wissen, welchen Effekt die Stoffe aufeinander haben.

Die Forschung zu den Themen, Cannabinoide, Terpene und Endocannabinoidsystem laufen derzeit auf Hochtouren. Der medizinische Nutzen dieser Pflanze kann bei einem besseren Verständnis enorm hoch sein und Cannabis könnte in der Medizin viel besser eingesetzt werden, wenn man genau nachvollziehen könnte, wie die einzelnen Stoffe sich beeinflussen und im menschlichen Körper wirken.

Viele der Stoffe haben eine krebshemmende Wirkung. Ein gezielter und bewusster Einsatz könnte bahnbrechende Auswirkungen in der Krebsmedizin erzielen.

Welche unterschiedlichen Terpene gibt es und wie wirken sie?

Mycren

Mycren ist das Terpen, dass am häufigsten in der Cannabispflanze vorkommt und auch in vielen anderen bekannten Pflanzenarten zu finden ist, wie in Hopfen, Ingwer, Zitronengras, Eukalyptus usw. Es dient der Pflanze als natürliches Abwehrmittel und soll unwillkommene Insekten fern halten. Es hat im medizinischen Kontext eine eher sedierende Wirkung. Mycren entspannt die Muskeln, wirkt beruhigend und schlaffördernd. Die Firma Bedrocan® stellt ein cannabisbasiertes Medikament, mit einem hohen Mycren Anteil her, dass auf eine sedierende Wirkung abzielt.

Pinen

der herunterhängende Zweig eines Nadelbaumes ist zu sehen.
Pinen

Alpha- und Beta-Pinene sind Monoterpene, die in vielen Nadelhölzern zu finden sind und zum Beispiel für den wohligen Duft von Christbäumen und Nadelhölzern sorgt. Dieses Terpen hat die Fähigkeit Kunststoffe aufzulösen, daher sollte Cannabis nicht in Plastiktüten gelagert werden. Pinen schützt das Kurzzeitgedächtnis, indem es im Gehirn die enzymatischen Aktivitäten hemmt. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass THC-reiche Sorten mit einem hohen Pinengehalt nicht zu den typischen Gedächtnisproblemen führen, wie andere THC-reiche Sorten. Des Weiteren wirkt Pinen entzündungshemmend und es erweitert die Bronchien.

Linalool

Das Terpen Linalool ist in vielen ätherischen Ölen zu finden und befindet sich ebenfalls in Lavendel, Muskat, Hopfen, Ingwer usw. Es dient in erster Linie für die Pflanze als natürliche Verteidigung gegen schädliche Insekten. Für die Medizin hat es eine wichtige Wirkung, denn es hat einen angst- und schmerzlindernden und beruhigenden Effekt. Im Rauschzustand wirkt es mild psychoaktiv.

Limonen

Eine Frau riecht an einer Orange.
Limonen

Wie der Name es schon sagt, kommt Limonen vor allem in Zitrusfrüchten vor und es ist auch für den zitronenartigen, frischen Geruch in manchen Cannabissorten verantwortlich. Limonen ist aber auch in Kümmel und Wacholder zu finden. In Cannabis wird dieses Aroma mit schnell einsetzender, stimulierender, stimmungsaufhellender Wirkung assoziiert. Klinische Studien mit Limonen und Zitrusöl zeigten zudem einen signifikanten antidepressiven Effekt.

Beta-Caryophyllen

Dies ist das gängigste der stärkeren Sesquitterpene in der Cannabispflanze und sogt für die stimulierende Wirkung. Beta-Caryophyllen ist auch das häufigste Terpenoid in der decarboxylierten Extrakten, da es die für die Extraktion nötigen Temperaturen im Gegensatz zu Monoterpenen übersteht. Es kommt im schwarzen Pfeffer und ebenfalls im Hopfen vor und interagiert mit CB2 Rezeptoren. Das macht es zu einem in der Medizin wertvollen Stoff. Es ist ein sehr effektiver Entzündungshemmer. Auf den Geruch des Oxidationsprodukts von Beta-Caryophyllen werden Drogenspürhunde trainiert, um Cannabis aufzuspüren.

Neben diesen wichtigen Terpene, befinden sich weitere noch in der Cannabispflanze:

  • Terpineol ein Flieder- und Blumenblütenaroma
  • Delta-3-Karen in ätherische Öle wie Zypressenöl, Wacholderbeerenöl und Tannennadeln
  • Terpinolen – die Terpe aus Salbei und Rosmarin
  • Phellandren – Pfefferminzduft und leichter Hauch von Zitrusfrüchten
  • Humulen – Pfeffer- und Dillöl
  • Nerolidol aus dem Ingwer und aus Citronella
  • Alpha-Bisabolol kommt in der Kamille vor
  • Beta-Elemen aus der Zitwerwurzel (einer Art Ingwer)
  • Alpha-Eudesmol besitzt einen süßen, holzigen Geruch
  • Valencen aus der Valencia-Orange mit Zirtusaromen

Quelle für die Terpenen Auflistung: CBD vital Magazin

 

Wusstest du, dass Terpene auch der Grund dafür sein können, dass dein Schweiß nach Gras riechen kann? 

 

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Quellen Michael Backes, Cannabis als Medizin (Oktober 2021), 2. Auflage, Kopp Verlag