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Anbau

Schimmel beim Cannabisanbau

Schimmel beim Cannabisanbau gilt es zu vermeiden. Hier ist ein Cannabisblatt mit Schimmel zu sehen.

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der Cannabibliothek

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Als Grower*in nutzt man so gut wie jede Möglichkeit für ein ertragreiches und qualitativ hochwertiges Growergebnis. Deswegen ist es notwendig, die Pflanzen regelmäßig zu kontrollieren. Vor allem in der Blütephase, während die Pflanze ihre schönen, großen Blüten ausbildet. Die Gefahr, dass Schimmel entsteht, ist durch die notwendige Luftfeuchtigkeit und Temperatur leider sehr hoch. Es ist ein Graus für jede*n Grower*in, wenn man nach wochenlanger Pflege und Hingabe Schimmel an einer der Head-Buds bemerkt und es somit zu einem eventuellen Totalverlust der Ernte kommt. Um dieses Szenario zu vermeiden, erfährst du hier, was Schimmel ist, wie du ihn vermeiden kannst und welche Arten es gibt.

Was ist Schimmel?

Schimmel ist eigentlich die umgangssprachliche Bezeichnung für Schimmelpilze. Dies ist wiederum ein Sammelbegriff für Mikroorganismen, die Pilzfäden und Sporen ausbilden können. Die Sporen befinden sich jederzeit in unserer Umgebung, aber für die Ausbreitung benötigen sie bestimmte Bedingungen, wie zum Beispiel eine hohe Luftfeuchtigkeit, bestimmte Temperaturen und einen „Wirt“, wie einen Apfel oder eine Blüte.

Schimmel wird erst im Endstadium des Befalls wahrgenommen, nämlich wenn haarige oder flaumartige Flecken in weißer bis grün-bräunlich oder schwarzer Farbe erkennbar sind. Dann sind die befallenen Stellen schon von Sporen und Fäden durchzogen. Egal, ob bei den Blüten der Pflanzen oder bei Lebensmittel, sobald Schimmel erkennbar ist, muss das befallene Produkt entsorgt werden. Die Schimmelpilze erzeugen krebserregende Gifte und daher sollten verschimmelte Lebensmittel niemals verzehrt werden, auch dann nicht, wenn die befallene Stelle großzügig ausgeschnitten wird. Denn dann befinden sich die nicht sichtbaren Sporen und Fäden trotzdem im restlichen Produkt.

Du solltest also niemals eine schimmlige Blüte konsumieren.

Schimmel beim Cannabisanbau vermeiden

  • für die Ausbreitung der Pilze sind einige Voraussetzungen notwendig. Schimmelpilze sind zwar in unserer Umgebung normal, aber die Ausbreitung und Ansiedlung kann verhindert werden. Sie wachsen nur, wenn ein bestimmtes Klima und eine bestimmte Luftfeuchtigkeit vorhanden sind. Deswegen ist es sehr wichtig, dass während der Blütephase die Luftfeuchtigkeit im Growroom oder Growschrank niemals über 50 % steigt. Weder bei Tag noch bei Nacht. Am besten regulierst du die Luftfeuchtigkeit auf ca. 40 %, vor allem in der zweiten Hälfte der Blütephase.
  • Die Temperaturen dürfen nachts nie unter 20C° fallen, weil sonst die in der Luft gespeicherte Feuchtigkeit kondensiert und sich im Inneren der Blüte ansammelt.
  • Des Weiteren musst du für eine gute Belüftung der Pflanzen und eine Luftzirkulation sorgen. Lasse deine Cannabispflanzen also permanent von Ventilatoren bewinden. Somit kannst du eine stehende Luft und stehende Luftfeuchtigkeit vermeiden.
  • Eine weitere Maßnahme zur Schimmelvermeidung ist es, die Pflanzen so weit wie möglich auseinanderzustellen. Am besten so, dass sich die Blätter nicht berühren.
  • Um die lokale Luftfeuchtigkeit um die Pflanze herum und in ihrem Inneren zu verringern, kannst du auch die großen Laubblätter TEILWEISE entfernen. Dadurch gerät auch mehr Licht an die Blüten und sie können noch besser und größer wachsen. Entferne nur nicht zu viel der Blätter, denn deine Cannabispflanzen brauchen sie für eine gute Versorgung.
  • Vermeide eine zu nasse Erde oder Staunässe. Diesen Tipp kann ich dir für alle Lebensphasen deiner Cannabispflanzen geben. Zu viel Wasser ist nie gesund für die Pflanzen und vermehrt die Chancen, dass die Bodenpilze Pythium und Fusarium wachsen, extrem.
  • das Wasser sollte jederzeit gut durch die Erde durchlaufen und sich in der Abtropfschale sammeln können. Das geschieht nur, wenn die Erde schön, locker und durchgelüftet ist. Je nachdem, welche Erde du verwendest und welche Inhaltsstoffe sich darin befinden, kannst du mit Kokossubstrat oder Perliten für eine gute, lockere Erde sorgen. In diesem Interview mit einem Growexperten erfährst du, welche Growerde du  am besten verwenden solltest, für eine sehr ertragreiche und gute Ernte. 
  • Falls du Dünger bei deinem Cannabisanbau verwendest, achte stets darauf, dass du deine Pflanzen nicht überdüngst. Denn überdüngte und somit geschädigte und geschwächte Wurzeln sind anfälliger für einen Pilzbefall.

Präventionsmaßnahmen

Neben den oben genannten Maßnahmen kannst du deine Pflanzen präventiv mit bestimmten Mitteln wie Trichoderma harzianum oder Clonostachis rosea behandeln. Das ist selbst eine Pilzart und ein natürlicher Feind bestimmter Bodenpilze. Aber auch die allseits beliebte und biologische Neemöl-Mischung kannst du als Sprühmischung bis zur Blütephase verwenden oder du gibst sie die Mischung in direkt in die Erde. Beide Möglichkeiten haben eine gute Wirkung gegen Schimmel.

Tomatenschimmel
Tomatenschimmel. Bild: Zoltan Täsi auf Unsplash

 

Welche Arten von Schimmel gibt es?

Grauschimmel „Budrot“ (Botrytis cinerea)

Du erkennst diese Art des Befalls relativ schnell und einfach, denn du wirst von den Blüten einen süßlich-fauligen Geruch wahrnehmen können. Einzelne Blätter, die aus den Blütenständen wachsen, sehen meist krank aus und lassen sich sehr leicht herausziehen, da ihr Ansatz verfault ist. Wenn du die Blütenstände vorsichtig zur Seite biegst und Schimmel erkennbar ist, kannst du davon ausgehen, dass deine Pflanze von Grauschimmel befallen ist.

Dieser verläuft entlang des Stiels und verbreitet sich von Innen auf die ganze Pflanze. Das bedeutet, du erkennst den Befall erst, wenn die Blüten bereits infiziert sind und er sich ausgebreitet hat. Der Grauschimmel kann den Großteil der Pflanze innerhalb kürzester Zeit komplett zerstören. Leider breitet er sich durch die Sporen auch schnell auf benachbarte Pflanzen aus.

Es ist ein Albtraum, denn gerade die dichten Buds werden mit Vorliebe von dieser Art befallen. Daher ist eine ausgiebige Prävention das wichtigste, um einen Befall vorzubeugen.

Heilung: Eine Heilung ist bei einer befallenen Pflanze leider nicht möglich. Die infizierten Stellen solltest du sofort restlos und großzügig abschneiden und vernichten. Wie schon erwähnt: verschimmelte Pflanzenteile solltest du auf keinen Fall konsumieren. Desinfiziere auf jeden Fall dein Schneidewerkzeug, bevor du die anderen Pflanzen damit behandelst.

(echter) Mehltau

Es gibt neben dem echten auch falscher Mehltau. Doch echter kommt viel häufiger vor, ist aber leichter zu bekämpfen. Du erkennst den (echten) Mehltau relativ gut, denn er bedeckt die Blätter mit einem weißen und puderartigen Belag auf der Ober- und Unterseite. Die Ausbreitung dieser Pilzinfektion verläuft schnell und flächendeckend. Er befällt die Blätter so lange, bis sie absterben. Daher ist eine schnelle Behandlung notwendig, da sich die Sporen sonst schnell weiter und auch auf die anderen Pflanzen ausbreiten können.

Heilung: Ein Mehltau Befall beim Indoor-Growing ist ein Zeichen dafür, dass ein falsches Klima in deinem Growbereich herrscht. Er entsteht meistens durch eine Kombination von warm-trockenem Klima und zu wenig Belüftung. Überprüfe und korrigiere also erst mal die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Belüftungsanlage. Des Weiteren musst du überprüfen, ob der Luftstrom, der durch die Ventilatoren entsteht, auch wirklich an jedes Blatt gelangt. Auch eine zu hohe Pflanzendichte auf zu kleinem Raum kann den Befall von Mehltau fördern. Im Notfall musst du dich von einer Pflanze trennen.

Um die Ausbreitung zu stoppen, verwendest du am besten natürliche Fungizide, auch wenn die Wirkung nicht so stark ist, wie bei chemischen Fungiziden (chemische Mittel solltest du bei deinem Grow eh nie verwenden). Suche im Gartencenter oder in einem Growshop unbedingt nach einem Mittel, das Lecithin enthält. Dieses ist sehr wirksam gegen den echten Mehltau. Besprühe deine Pflanzen damit 2-3 mal im Abstand von jeweils 5 Tagen. Das kannst du auch in der ersten Hälfte der Blütephase machen.

Als weitere Möglichkeit gibt es eine Lösung aus einem Päckchen Natron und zwei Liter Wasser. Damit kannst du deine Pflanzen alle zwei Wochen besprühen. Das Natron lässt ein alkalisches Milieu entstehen, in dem der Pilz nicht überleben kann. Und zur tierischen Unterstützung kannst du dir gelbe Marienkäfer besorgen. Sie und ihre Larven grasen dann die befallenen Stellen gezielt ab. Du kannst die Fressfeinde und die Sprühkur kombinieren, denn Natron schadet den Tierchen nicht.

Umfallkrankheit (Fusarium oxysporum oder Pythium debaryanum)

Ob deine Pflanzen von der Umfallkrankheit betroffen sind, merkst du sehr schnell. Aber wenn du es bemerkst, ist es leider schon zu spät. Meistens passiert es bereits bei jungen Sämlingen, die erst vor ein paar Tagen gekeimt haben und erst wenige Zentimeter groß sind. Sie kippen einfach um. Der untere Bereich des Stängels ist sehr weich und gebrochen. Der Pilz treibt sein Unwesen in der Erde und kann auch dafür sorgen, dass Samen gar nicht erst keimen.

Aber auch bei älteren Pflanzen kann diese Schimmelart vorkommen. Das Wachstum stagniert dann durch bereits absterbende Wurzeln. Das ist ein Zeichen für den Pilz Phytium.

Heilung: Leider gibt es hier keine Heilungsmöglichkeiten, aber dafür eine gute Option der Prävention. Keine nasse Erde! Diese Pilzarten entstehen nur, wenn die Erde zu nass gehalten wurde. Also, am besten die Erde nur feucht halten und auf jeden Fall eine spezielle Anzucht oder Growerde verwenden. Du kannst auch vorbeugend, wie oben genannt, Trichoderma harzianum oder Clonostachys rosea anwenden. Diese beiden Mittel helfen vorbeugend gegen einige Schimmelarten, die in der Erde entstehen.

UV-Licht Behandlung

Die Cannabispflanzen können auch mit einer rein technischen Lösung gegen Schimmelarten behandelt werden. Und zwar mit der Verwendung eines speziellen UV-Lichtes. Dieses kann nicht nur Pilze abtöten, sondern auch Viren und Bakterien. Dafür muss aber das Licht direkt auf die Erreger treffen.

Und das ist bei einer Pilzart, die von Innen wütet, leider unmöglich. Außerdem muss das Licht regelmäßig angewendet und jeder Quadratmillimeter muss damit erwischt werden. Diese Möglichkeit bietet also auch keinen garantierten Erfolg und ist bei einer großen Pflanzenanzahl sehr aufwendig.

zwei schöne, große Cannabisblüten sind zu sehen. Es wäre eine Schande, wenn diese von Schimmel befallen wären.
Diese wunderbaren Blüten, müssen vor Schimmel geschützt werden.

Schimmel auf Blüten erkennen

Aber nicht nur beim Cannabisanbau ist es wichtig, über die verschiedenen Schimmelarten informiert zu sein. Auch als Cannabiskonsument*in solltest du wissen, wie Schimmel auf den Cannabisblüten aussieht. Du solltest, bei einem Verdacht, deine Cannabisblüten vor dem Konsum unter einem Mikroskop genauer anschauen. Wenn du Schimmel entdeckst, dann darfst du diese Blüten auf keinen Fall verwenden. Schimmel ist schwer gesundheitsschädigend und kann irreparable Schäden an deiner Lunge verursachen.

Knospenfäule: Die Knospenfäule ist eine Schimmelart, die die Blüte von innen befällt. Das heißt, du siehst die Knospenfäule auf den ersten Blick nicht. Du wirst sie aber riechen. Denn dieser Schimmel verursacht einen fauligen, süßlichen Geruch. Wenn du so einen Geruch an deinen Blüten wahrnimmst, dann brich die Blüte auseinander und du wirst sehen, wie sich um den Stamm herum Schimmel gebildet hat. Knospenfäule entsteht, wenn das Cannabis mit zu hoher Luftfeuchtigkeit und mit zu wenig Luftzirkulation angebaut wurde.

Glasfäule: Die Glasfäule sondert keinerlei Geruch ab. Sie entsteht, wenn die Blüten falsch getrocknet bzw. fermentiert wurden. Nämlich mit zu viel Luftfeuchtigkeit und zu wenig Luftzirkulation. Daher ist es wichtig, während des Fermentationsprozesses, das Glas mit dem Cannabis täglich zu öffnen und zu schütteln. Auch eine noch zu feucht verpackte Blüte, kann für diese Art von Schimmel sorgen. Glasfäule kann schwer zu erkennen sein, da es bei Blüten, die viele Trichome beinhalten, mit Trichomfrost verwechselt werden kann. Aber mit dem Mikroskop ist ein fädriger Flaum dann zu erkennen.

Mehltau: Der Mehltau ist ebenfalls geruchslos. Beim genauen Hinsehen, erkennt man ein flockiges weißes Puder auf den Blüten. Mehltau entsteht, wenn beim Anbau nicht ausreichend auf Hygiene geachtet wurde. Der*die Grower*innen haben diese Sporen an der Kleidung, die sie dann auf die Blüten übertragen können. Deswegen werden bei großen Produktionen grundsätzlich Einmalschürzen oder komplette Anzüge über die Alltagskleidung gestülpt, bevor man in den Produktionsraum darf.

 

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