Paranoia
Unter dem Begriff Paranoid bezeichnet man eine psychische Störung (diese umfasst den Geist und die Seele). Umgangssprachlich spricht man auch von Wahn, da sich durch die grundlegenden Symptome der Erkrankung, Wahnvorstellungen manifestieren.
Diese Störung beginnt oft im frühen Erwachsenenalter und hat ein tiefgreifendes Muster. Die Betroffenen haben meist Misstrauen gegenüber anderen und unterstellen ihnen böswillige Absichten, selbst bei gut gemeinten Taten.
Laut den bisherigen Studien sind 0,5 – 2,5 % der Bevölkerung von einer Paranoia betroffen. Diese steht sehr oft im Zusammenhang mit anderen Persönlichkeitsstörungen wie z.B. schizotypische, selbstunsichere oder Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Was sind typische Symptome einer paranoiden Persönlichkeitsstörung?
Laut DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders – „Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“) müssen mindestens 4 Kriterien erfüllt sein, um eine Paranoia zu diagnostizieren:
- Betroffene beschuldigen andere oft, dass sie sie nur ausnutzen, schädigen oder täuschen
- Sie stellen die Loyalität ihrer Partner und ihrem Umfeld stark in Frage und sind dadurch von starken Zweifeln geplagt
- Durch eine ungerechtfertigte Angst unterstellen sie anderen Menschen, die Informationen, die sie weitergeben, in böswilliger Absicht gegen sie verwendet werden könnten
- Bei für uns nicht relevanten Bemerkungen oder Vorkommnisse, interpretieren Betroffene eine versteckte, abwertende oder bedrohliche Bedeutung hinein
- Sie sind sehr nachtragend und können für sie vorgekommene Kränkungen, Verletzungen oder Herabsetzungen lange Zeit nicht verzeihen
- Dadurch, dass Betroffene bestimmte Dinge als Angriff auf sich sehen, ist die Reaktion darauf schnell zornig oder sie greifen zum Gegenangriff an.
- Sie stellen die Treue ihres Ehe- oder Sexualpartners wiederholt und ohne Begründung in Frage
Mögliche Ursachen der Paranoia:
Wie bei allen Persönlichkeitsstörungen werden ein Zusammenspiel von biologischen, psychischen und umweltbezogenen Faktoren angenommen.
Mögliche biologische Ursache:
- Neigung zu Misstrauen durch genetische Bedingungen
Mögliche umweltbezogenen Ursachen:
- Ungünstige Entwicklungsbedingungen in der Kindheit/Jugend, vor allem traumatische Erfahrungen wie Misshandlungen oder Vernachlässigung (z.B. durch Liebesmangel, fordernde Eltern, …)
Mögliche psychische Ursache:
- Durch negative Erfahrungen in der Kinder- und Jugendzeit kann es dazu kommen, dass Betroffene übermäßig Wut und
- Feindseligkeit empfinden und das auf andere Menschen projizieren. Was wiederum dazu führen kann, dass sie ihr Umfeld als feindselig, bedrohlich und als nicht vertrauenswürdig wahrnehmen. Diese und noch weitere Verhaltensweisen können wiederum die Symptomatik der Paranoia verstärken.
Wie kann eine Paranoia behandelt werden?
Eine paranoide Persönlichkeitsstörung kann mit verschiedensten Therapieansätzen behandelt werden. Diese sind unter anderem:
- Psychoanalytische und tiefenpsychologisch-fundierte Therapie
Im Grunde sehnen sich Betroffene nach befriedigenden Beziehungen. In dieser Therapieform wird der Wunsch und die
Umsetzung zusammen mit dem Patienten erarbeitet. Außerdem wird darauf hingearbeitet, dass der Patient sich vertrauensvoll öffnet und über die zwischenmenschlichen Beziehungen und Gefühle spricht.
- Kognitive Verhaltenstherapie
hier beginnt der Therapeut damit, die Selbstsicherheit des Patienten zu erhöhen, indem er Kontrolle über seine Ängste erlangt. Gleichzeitig werden die betroffenen Methoden an die Hand gegeben, die Verhaltensweisen anderer Menschen wahrzunehmen und so realistischer einzuschätzen, ungünstige Denkmuster und Werte, Einstellungen werden durch alternative Denk- und Verhaltensweisen nach und nach ersetzt.
- Interpersonelle Therapie (nach Sullivan)
in dieser Therapieform werden, der tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Ansätze kombiniert. Es wird anerkannt, dass die paranoiden Gedanken einen wahren Kern haben können und die Verhaltensweisen werden als Selbstschutz gesehen. An konkreten Beispielen werden Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen herausgefiltert und zusammen mit dem Patienten nach neuen Verhaltensmöglichkeiten erarbeitet. Diese erleichtern dem Betroffenem im Alltag anders und besser mit Stress- und Konfliktsituationen umzugehen.
- Therapie mit Psychopharmaka
Psychopharmaka werden oft dann eingesetzt, um das verzerrte Denken, aggressives Verhalten, Ängste oder Depressionen zu verringern.
Das Ziel aller Therapieformen ist es, Betroffene, die unter einer Paranoia leiden, zu unterstützen, eine positive und vertrauensvolle Bindung und Beziehung zu ihrem Umfeld aufzubauen und Konflikte und Krisen gut zu meistern.
Falls Sie oder eine Person in Ihrem Umfeld solche Symptome aufweisen, können Sie sich jederzeit Hilfe suchen. Es gibt auch Foren für Betroffene und Angehörige.
https://krank.de/krankheiten/paranoia/
https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/persoenlichkeitsstoerungen/paranoia/
Quelle: MSD Manual