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Medizin

Die optimale Dosierung von Cannabisarzneien

Ein offenes Weckglas mit Cannabisblüten und ein schwarzer Grinder, ebenfalls mit einer Cannabisblüte darin. Diese Dinge benötigt man als Patient evtl. für die optimale Dosierung von Cannabisarzneien.

Inhaltsverzeichnis

Mila Grün

Mila Grün Chefredakteurin der Cannabibliothek

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Um die korrekte Dosierung der Cannabisarzneien zu erreichen, benötigen die betroffenen Patient*innen oft Zeit und Geduld. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Cannabis als Medikament zu verwenden, doch nicht alle kommen für die verschiedenen Patient*innen infrage. Die Verwendung von reinen Cannabisblüten stellt für viele eine große Hürde dar. Die Fertigarzneien, in Form von Kapseln oder Tropfen sind einfacher zu dosieren und zu verwenden, doch diese können nicht für jede Art der Erkrankung verwendet werden. 

Es ist im Vorfeld nicht einfach, das passende Medikament mit der passenden Dosis zu finden. Aber mit der richtigen Unterstützung ist es auf jeden Fall möglich. Wenn ein*e Arzt*Ärztin keine Erfahrung mit medizinischem Cannabis hat, aber prinzipiell offen ist für eine Verschreibung, gibt es die Möglichkeit, sich an einen Sachverständigen für medizinisches Cannabis zu wenden. Dieser hilft bei der Wahl des Mittels, der Dosierung und auch bei der Antragstellung. 

Spürbare Nebenwirkungen reduzieren 

Während der Einstellungsphase in einer Cannabistherapie können teils unangenehme Nebenwirkungen auftreten. Das ist allerdings bei nahezu jedem Medikament so. Um mögliche Nebenwirkungen auszuschließen oder zu reduzieren, müssen sich die Patient*innen gedulden. Denn sobald die richtige Dosis der Arznei gefunden wurde, sind die Nebenwirkungen nur noch minimal spürbar oder lassen tatsächlich komplett nach. Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis sind: Übelkeit, Schwindel, Nervosität, Benommenheit, aber auch Herzrasen oder allgemeine Schwäche.

Dabei spielt es keine Rolle, für welche Art der Arznei man sich entscheidet. Die Nebenwirkungen können bei der Verwendung der ganzen Blüten, der Extrakte oder auch Fertigarzneien auftreten. Prinzipiell sollte man mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese langsam steigern. Denn bei einer zu raschen Dosissteigerung, und den damit verbundenen Nebenwirkungen, lehnen die Patient*innen eine mögliche Therapie mit weiteren Cannabismedikamenten ab, obwohl diese zu einer erfolgreichen Behandlung führen könnte. Wichtig ist es auf jeden Fall, die Kontrollbesuche bei dem*r

purple Cannabis
Purple Cannabis

Die Erfahrung mit Cannabis kann helfen

Die Phase der optimalen Dosisfindung mit den beschriebenen Nebenwirkungen kann zwischen zwei und vier Wochen dauern. Medizinisches Cannabis unterscheidet sich dabei nicht von anderen Arzneimitteln. Denn auch bei diesen kann sich die optimale Dosisfindung über Wochen ziehen und die Patient*innen müssen gelegentlich sogar eine Therapie aufgrund der Nebenwirkungen beenden. Die Nebenwirkungen einer Cannabistherapie können bei dem*r einen Patient*in schon bei einer niedrigen Dosis auftreten und anhalten, bei anderen wiederum treten selbst bei einer hohen Dosierung keine Nebenwirkungen auf. Eine Rolle bei der Verträglichkeit spielt dabei auch die (Vor-)Erfahrung mit Cannabis.

Arzt*Ärztin einzuhalten und nicht selbst an der Dosierung zu experimentieren. 

Die allgemeine Dosierung von Cannabisarzneien

Aber weitere wichtige Faktoren für die korrekte Dosierung spielen die Größe, das Geschlecht, das Alter, das Gewicht und die körperliche Verfassung des*der Patient*in. Selbst bei derselben Erkrankung kann man bei der zu verwendenden Dosis der Cannabisarzneien kaum Vergleiche ziehen. 

Die angepasste Tagesdosis von z.B. THC ist breit gefächert, schwankt erheblich und ist abhängig von der jeweiligen Indikation und natürlich dem Patienten. Es gibt Multiple Sklerose Patienten, die täglich 2,5 mg THC und andere, die täglich 120 mg THC zu sich nehmen.

Eine Übersicht zur optimalen Dosisfindung:

  • Die Eindosierung muss vor dem Beginn der Therapie genauestens mit dem*r Arzt*Ärztin werden. Der*die Patient*in muss sich an die Vorgaben halten und sollte nicht ohne Absprache die Dosierung ändern. 
  • Wichtig ist eine einschleichende Dosierung,
  • man beginnt z.B. mit 1-2 x 2,5 mg Dronabinol, 1 x 1 mg Nabilon oder einem Sprühstoß Sativex®.
  • Alle 1-2 Tage um eine Einheit erhöhen, bis die gewünschte Wirkung eintritt oder sich Nebenwirkungen bemerkbar machen.
  • Sollten Nebenwirkungen auftreten, wird um eine Einheit zurück dosiert.
  • Zu empfehlen ist die Führung eines Tagebuches in dem vermerkt wird, wann welche Dosis zu sich genommen wurde und wie man sich an dem Tag gefühlt hat. Auch die Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle und sollte evtl. angepasst werden. 

Die Überdosierung 

Selbst wenn die Cannabisarznei überdosiert wurde, passiert erst mal nichts Schlimmes. Evtl. übergibt sich der*die Patient*in, ein Gefühl der Übelkeit oder von Schwindel tritt auf oder er*sie schläft ein. Sterben kann man von einer Cannabisüberdosierung nicht. Im Falle einer zu hohen Dosis ist es wichtig, den behandelnden Arzt*Ärztin zu kontaktieren und die weiteren Maßnahmen zu besprechen. 

Cannabisblüten und Extrakte richtig dosieren

Die Höhe der Tagesdosis von Cannabisblüten und Extrakte abhängig von der Krankheit des Patienten, seinen*ihren Erfahrungswerten mit Cannabis im Allgemeinen ab und welche Sorte verwendet wird

Die tägliche Dosis der einzelnen Patient*innen kann, wie oben bereits erwähnt, erheblich schwanken, auch wenn sie an derselben Krankheit leiden. Daher ergab sich bei einer Studie von Wade und Kollegen bei 160 MS-Patien*innen ein Dosis-Bereich von zwischen 2,5 und 120 mg THC pro Tag. In einer weiteren Untersuchung mit 25 Patient*innen, die wegen Rückenmarksverletzung mit THC behandelt wurden, betrug die Tagesdosis zwischen 15 und 60 mg. Daraus kann man schließen, dass es die eine empfohlene Tagesdosis nicht gibt.

Die Form der Einnahme spielt eine wichtige Rolle 

verschiedene Cannabissorten in Weckgläsern
Cannabissorten

Um die gewünschte Dosis zu erreichen, können die Blüten in Form von Gebäck oder Tee zu sich genommen werden oder man kann das medizinische Cannabis mithilfe eines Vaporizers inhalieren, oder auch als Joint rauchen. Die gewünschte Einnahmeform hängt von den Vorlieben und Erfahrungen des*r Patienten*in ab und wie schnell die Wirkung einsetzen soll. 

Bei starken Schmerzen oder Spastiken, die plötzlich auftreten, empfiehlt es sich, die Blüten zu inhalieren, da die Wirkung sehr schnell eintritt. Im Gegensatz dazu steht die Einnahme der Blüten in Form von Tee oder Gebäck, das prophylaktisch eingenommen wird, um beispielsweise depressive Schübe vorzubeugen. Denn der Einsatz der Wirkung tritt erst nach ca. 45 Minuten ein, hält dafür aber sehr viel länger an. 

Die Dosierung von Fertigarzneien 

Eine sehr bekannte und beliebte Form der Cannabis Fertigarzneien ist das Mundspray Sativex®.

Die Firma Sativex® stellt ein Mundspray her, mit dem das Cannabis direkt inhaliert wird. Es ist das einzige deutsche Produkt aller Cannabis Fertigarzneien und beinhaltet den Stoff Dronabinol. Das Spray hat antispastische und psychotrope Eigenschaften. Außerdem wird Sativex® zur Symptomverbesserung bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik, aufgrund einer Multiplen Sklerose eingesetzt.

Der*die Patient*in verabreicht sich das Spray auf eine Stelle der Mundschleimhaut, möglichst mit einer Mahlzeit. Somit gelangen die Wirkstoffe über die Mundschleimhäute in den Blutkreislauf. Das Spray besteht aus einer Kombination aus THC und CBD.  Die Anwendung ist sehr einfach und der*die Patient*in hat nicht das Gefühl Cannabis zu konsumieren, da das Spray von der Optik und der Anwendung, nichts mit der ursprünglichen Pflanze zu tun hat. 

Die Dosierung des Mundsprays Sativex®

Der Hersteller des Arzneimittels Sativex® empfiehlt die Dosierung der Cannabis Fertigarznei als komplexe Eindosierungsphase, bei der die Patient*innen mit einem Sprühstoß in den Mund am Nachmittag oder am Abend beginnen soll, und sich langsam aber stetig steigert. Mit einem Stoß werden dem*r Patienten*in 2,7 mg THC und 2,5 mg CBD verabreicht. Die abendliche Gabe bietet dabei den Vorteil, dass ein eventuell auftretendes Unwohlsein oder eine Sedierung einfach „verschlafen“ wird. Die Zahl der Sprühstöße sollte daher maximal um einen Stoß pro Tag erhöht werden.

Und wenn man dann eine wirksame Dosis erzielt hat, die allerdings nicht immer bei der Höchstdosis liegen muss, so kann der*die Patient*in diese über den Tag hinweg individuell verteilen. Es ist aber durchaus möglich, dass die einmal erreichte Dosierung bei einem guten Ansprechen auch wieder reduziert werden kann. Der Hersteller empfiehlt, dass eine Höchstdosis von 12 Stößen nicht überschritten werden soll.

Eindosierungsempfehlung Sativex®

Tag Sprühstöße morgens Sprühstöße abends Gesamtsprühstöße
1 0 1 1
2 0 1 1
3 0 2 2
4 0 2 2
5 1 2 3
6 1 3 4
7 1 4 5
8 2 4 6
9 2 5 7
10 3 5 8
11 3 6 9
12 4 6 10
13 4 7 11
14 5 7 12

Die Verwendung eines Mundsprays ist eine gute Methode, um die Symptome einer Migräne zu lindern, da die Wirkung zügig einsetzt und die Patienten keine Kapseln schlucken müssen, was aufgrund von Übelkeit und Erbrechen oft nicht möglich ist. 

Die Cannabis-Kapseln: Canemes®

Das Medikament Canemes® ist eine vollsynthetische Cannabis Fertigarznei. 

Eine Cannabisblüte neben Kapseln
Cannabis Kapseln

Die Hartgelatinekapseln Canemes® beinhalten 1 mg Nabilon, und sind für die Behandlung erwachsener, vor allem krebskranker Patienten vorgesehen. Es wird vorrangig bei Übelkeit und Erbrechen eingesetzt. Nabilon ist ein vollsynthetisches Cannabinoid, das ähnlich wie Dronabinol wirkt. Am Vorabend der Chemotherapie nimmt der Patient 1 Kapsel mit einem Glas Wasser ein. Und 1-3 Stunden vor dem Start der Chemotherapie eine weitere. Eine Steigerung auf 2-mal 2 Kapseln bis 48 Stunden über das Ende des betreffenden Chemotherapie-Zyklus hinaus, ist möglich. Bei einer Gabe von 6 Kapseln pro Tag sollte man sich diese Tagesdosis auf drei Einnahmen aufteilen. 

Die Fertigarznei Marinol®

Marinol® ist eine Cannabisfertigarznei, die aus den USA importiert werden muss.

Bei dem Importarzneimittel Marinol® handelt es sich um eine oral anzuwendende Dronabinol Gelatinekapseln. Das Fertigarzneimittel Marinol® muss aus den USA importiert werden, daher wird es in Deutschland kaum eingesetzt. Es sind Kapseln, die entweder 2,5 mg, 5 mg oder 10 mg synthetisch hergestelltes Dronabinol, also reines THC enthalten. Die Kapseln gibt es allerdings nicht mit dem Cannabinoid CBD. Marinol® wird bei einer AIDS-Therapie, bei Übelkeit und auch bei chronischen Schmerzen eingesetzt.

Allerdings ist die Arznei bei den Patient*innen nicht sehr beliebt, da es sich wohl schwer kontrollieren lässt und entweder zu starke oder keine Auswirkungen während der Einnahme zeigt. Die Dosierung der Cannabis Fertigarznei ist eindeutig. Der Hersteller empfiehlt die 2-malige Gabe von 2,5-10 mg Dronabinol, was einer Tagesdosis von 5-20 mg entspricht.

Fazit

Das medizinische Cannabis kann in verschiedenen Formen und Dosierungen, individuell auf den*die Patient*in angepasst, eingenommen werden. Eine strikte Eindosierungsphase für die passende Dosisfindung ist zwingend nötig, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die bestmögliche Wirkung zu erzielen. 

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